SIE HABEN ODER KENNEN JEMANDEN MIT RÜCKENSCHMERZEN?
Wir fassen auf dieser Seite alle wichtigsten Infos zusammen.
3500 Worte | 15 Minuten Lesezeit
Lieber Kunde, Patient und/oder (Fach)Arzt,
Mit dieser Seite möchten wir Ihnen einen Einblick in das Thema Rückenschmerzen gewähren, auf dessen Problematik verweisen, unser entsprechendes Vorgehen schildern und unsere Behandlungsmethode erläutern. Hierfür beziehen wir uns ausschließlich auf wissenschaftliche Studien und unsere jahrelange Erfahrung in der Praxis. Wir möchten Ihnen die Möglichkeit geben, sich bereits im Vorhinein besser über die Thematik zu informieren und offene Fragen oder mögliche Unsicherheiten klären zu können, um so zu verstehen, was eigentlich hinter dieser Diagnose steckt.
Jeder kennt Rückenschmerzen oder jemanden, der vielleicht längere Zeit darunter gelitten hat. Rückenschmerzen können im gesamten Verlauf der Wirbelsäule auftreten und sind die häufigste Ursache für Schmerzen und Einschränkungen und somit ein häufig vorkommendes Problem, das große Aufmerksamkeit im medizinischen Bereich erfordert.17,37,39,60,64,75,97 Rückenschmerzen sind komplex und nicht mal eben einfach erklärt. Dennoch ist die Mehrheit der Schmerzen nicht als (lebens-)gefährlich einzustufen.17,37,39,60,64,75,97
Damit Sie im Falle von Rückenschmerzen nun nicht direkt in Panik verfallen, wollen wir auf dieser Seite Näheres dazu anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse erklären, aber auch mit einigen hartnäckigen Mythen rund um dieses Thema aufräumen.
EPIDEMIOLOGIE
DEFINITION UND KLASSIFIKATION VON RÜCKENSCHMERZEN
Der Begriff „Rückenschmerzen“ ist sehr weit gefasst. Wir sprechen hierbei nicht über Erkrankungen wie Arthrose, Osteoporose oder Sarkopenie, bei denen die Ursache der Beschwerden sofort ersichtlich ist. Rückenschmerzen können durch eine fast unüberschaubare Anzahl von Faktoren verursacht werden.25,37,46,51,64,66,70,102
Wegen der vielen möglichen Ursachen ist es wichtig, den Begriff Rückenschmerzen zu definieren. In der Wissenschaft werden Rückenschmerzen oft nach Spezifität definiert. Diese Definition sieht wie folgt aus:51,64
Spezifische Rückenschmerzen:
- Rückenschmerzen aufgrund einer potenziell (schwerwiegenden) spezifischen Grunderkrankung. Beispiele sind die drei bereits erwähnten Erkrankungen, aber auch bösartige Erkrankungen und Tumore, Infektionen, Morbus Bechterew, schwere Spinalkanalstenosen (Verengung des Spinalkanals) oder das Cauda-Equina-Syndrom (Schädigung der Nervenfasern am unteren Ende des Rückenmarks).51,64,65,71,100,102
-
Rückenschmerzen aufgrund einer Irritation oder Schädigung von (angrenzenden) Strukturen der Wirbelsäule, wie zum Beispiel Wirbelbrüche und Gleitwirbel, Facettengelenke (Gelenke zwischen den einzelnen Wirbeln), Bandscheiben, Muskeln, Sehnen, Nerven etc.51,64,65,71,100,102
Unspezifische Rückenschmerzen:
- Es kann sein, dass die Rückenschmerzen nicht durch eine bestimmte anatomische oder pathologische Ursache verursacht werden, sondern zum Beispiel durch eine Kombination der unten genannten Risikofaktoren. Dies ist bei 90 % aller Patienten mit Rückenschmerzen der Fall.46,50,51,64,65,89
- Da Patienten mit unspezifischen Rückenproblemen die größte Gruppe mit Rückenschmerzen darstellen, konzentrieren wir uns auf dieser Seite auf diese Gruppe, sofern nicht anders angegeben.51,64,65
WIE ENTSTEHT DIE PROBLEMATIK?
Die heutige Sichtweise versteht unspezifische Rückenschmerzen als einen komplexen Zustand, der unter anderem durch ein Zusammenspiel von biologischen, physischen, psychologischen und sozialen Einflussfaktoren geprägt wird.25,37,46,64,65,66,70,102 Die Ursachen für das Auftreten von Rückenschmerzen sind, wie bereits erwähnt, äußerst vielfältig und komplex, wodurch es häufig nicht möglich ist, eine einzelne präzise Ursache für die Schmerzen und/oder Einschränkungen zu bestimmen.25,37,46,64,65,66,79
Häufig wird bei unspezifischen Rückenschmerzen von sogenannten Risikofaktoren gesprochen. Diese Risikofaktoren können das Auftreten von Rückenschmerzen begünstigen. Nachfolgend erhalten Sie eine kurze Zusammenfassung der am häufigsten genannten Risikofaktoren im Zusammenhang mit Rückenschmerzen:25,37,56,51,59,64,65,70,71,74,95,102
SYMPTOME
Die Beschwerden bei Rückenschmerzen sind häufig sehr individuell, und die dadurch empfundenen Einschränkungen variieren somit stark zwischen den einzelnen Personen. Die am offensichtlichsten und am häufigsten vorkommenden Symptome sind:37,49,51,57,64
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Eingeschränkte Beweglichkeit
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Plötzlich stechender Schmerz
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(Dauer-)Schmerz bei Belastung und/oder in Ruhe
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Muskelverspannung
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Abgeschlagenheit
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Ausstrahlende Schmerzen in Arme oder Beine
- Kribbeln und Taubheitserscheinungen
DIAGNOSTIK
-
Es gibt eine hohe Variabilität in der Interpretation dessen, was auf den Scans zu sehen ist.
Eine 2017 durchgeführte Studie unterstreicht dies bei einem Patienten mit stabilen, aber chronischen Rückenschmerzen, bei dem innerhalb von 3 Wochen 10 verschiedene Untersuchungen in 10 verschiedenen Zentren durchgeführt wurden.103 Die Ergebnisse dieser 10 Scans wiesen auf 49 verschiedene Probleme hin, wobei KEIN einziger dieser Befunde von allen Radiologen angegeben wurde. Was der Radiologe auf einem Scan als Bandscheibenvorfall interpretiert, kann für einen anderen Radiologen eine degenerative Bandscheibenerkrankung sein.
Dies soll nicht heißen, dass bildgebende Diagnostik nutzlos ist oder nie verwendet werden sollte. Wie bereits erwähnt, sollten diese Verfahren definitiv Anwendung finden, wenn ein Hinweis auf eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt.6,15,27,51,64,72,100 Hier sind MRT-, CT- und Röntgenuntersuchungen von unschätzbarem Wert, um eine schnelle und genaue Diagnose zu stellen und eine frühzeitige Behandlung zu ermöglichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei Rückenschmerzen eine spezifische und/oder schwerwiegende Erkrankung vorliegt, liegt allerdings bei <1 %.6,15,27,51,64,72,100
Die unsachgemäße Anordnung und Verwendung von Scans kann zu unnötigen Sorgen und Problemen führen, die mehr schaden als nützen.10,15,21,24,27,59,64,98 Eine Untersuchung von über 57.000 älteren Menschen mit Rückenschmerzen ohne Anzeichen oder Hinweise auf ernsthafte oder unheilvolle Pathologie zeigt dies. 104 Bei 46 % von ihnen wurde ohne wirklichen klinischen Grund eine frühzeitige Bildgebung durchgeführt. Dabei stellte man fest, dass sie länger starke Schmerzmittel in höheren Dosen einnahmen, mehr Injektionen und Operationen erhielten und auch ein höheres Risiko für langfristig anhaltende Schmerzen hatten als diejenigen, die sich nicht untersuchen ließen.10,15,21,24,27,59,64,98
MYTHEN
Es gibt wahrscheinlich kein Thema in der Physiotherapie und Medizin, bei dem es so viele Mythen gibt wie beim Thema Rückenschmerzen. Leider werden diese Mythen nicht nur von einem Großteil der Bevölkerung als Wahrheit angesehen, sondern teilweise auch von Kolleg:innen und Ausbildungsinstitutionen. Diese Mythen führen dazu, dass falsche Informationen verbreitet werden, und können potenziell sogar gefährlich sein!
Wir haben uns noch einmal ausführlich mit den am häufigsten vorkommenden Mythen beschäftigt und jeden einzelnen Mythos daraufhin untersucht, was die Wissenschaft dazu sagt. Seien Sie bereit für eine umfassende und endgültige Klärung dieser Mythen.
Da hilft nur (Bett)Ruhe?
Häufig hört man den Ratschlag: „Ruhen Sie sich einige Tage aus!“ Fakt ist jedoch: Wer Rückenschmerzen hat, sollte sich nicht schonen, sondern körperlich aktiv bleiben.19,36,72 Wissenschaftlich ist belegt, dass längere Inaktivität bei Rückenschmerzen die Beschwerden und Einschränkungen verschlimmert und die Prognose für die körperliche Leistungsfähigkeit sowie die Rückkehr zu normalen Aktivitäten negativ beeinflusst.19,36,51,64,72,92
Wer Rückenschmerzen hat, soll nicht arbeiten gehen!
Mit „möglichst aktiv bleiben“ beziehen wir uns auch auf die Ausführung der beruflichen Tätigkeit! Wer an Rückenschmerzen leidet, sollte so schnell wie möglich zu seinen normalen Betätigungen zurückkehren, wozu also auch die Arbeit gehört. Auch bei Bürojobs, denn es gibt keinen Zusammenhang zwischen bestimmten (Sitz-)Positionen und Rückenschmerzen!56,69,78,99 Wichtig ist aber der regelmäßige Wechsel der Körperposition, sodass man nicht stundenlang in der gleichen Position sitzt bzw. verharrt.22,69,78 Man sollte seinen Rücken nicht in „Watte packen“, denn er ist, wie alle Körperteile, auf Bewegung ausgelegt und passt sich durch Übung und Bewegung verschiedenen Gegebenheiten an.53,72
Meine schlechte Haltung ist schuld!
Dass die „schlechte“ Haltung der Grund für Rückenschmerzen ist, ist ein weiterer stark verbreiteter Mythos, den wir Physiotherapeuten häufig zu hören bekommen. Wichtig: Aus wissenschaftlicher Sicht besteht kein Goldstandard für eine gute Haltung, und somit existiert auch kein Zusammenhang zwischen der Körperhaltung und der Entstehung von Rückenschmerzen.54,56,93,99 Auf Englisch sagt man auch oft „Your best posture is your next posture“ (Übersetzung: Die beste Haltung ist deine nächste Haltung – oder einfacher gesagt: Sorgen Sie dafür, dass Sie in Bewegung bleiben).
Wichtig zu erwähnen ist, dass sich unsere Körperhaltung oft an die Aktivitäten in unserem Alltag anpasst. Hier unten sieht man zwei Kampfsportler, bei denen man sagen könnte, dass beide keine „optimale“ Haltung haben (Kopf steht nach vorne, Schultern stehen nach vorne, Rundrücken). Beide Spitzensportler werden keine Probleme damit haben und eher einen Vorteil aus dieser Körperhaltung ziehen können.
Das kommt vom vielen Bücken und schweren Heben!
Bücken und Heben wird häufig als provokativ für unseren Rücken gesehen, weshalb in Rückenschulkursen häufig die „korrekte“ oder „richtige“ Hebetechnik gelehrt wird.20,53,67,74,80,90,96 Die Begründung dieser Hebetechnik kommt ursprünglich aus durchgeführten Kadaverstudien an Schweinen, die in den 90er Jahren durchgeführt wurden. Die Ergebnisse aus den Kadaverstudien führten dazu, dass man eine Kniehebetechnik gegenüber der Hebetechnik mit rundem Rücken bevorzugen sollte.1,2,12,61,96 Der Hintergrundgedanke daran ist, dass die Last nah am Körper gehalten wird und mit geradem Rücken, um den Druck in den Bandscheiben zu verringern.31,61,67,80
Bis heute ist unklar, wie hilfreich diese Ratschläge des korrekten Hebens sind, was auch erklärt, warum es keine Beweise gibt, dass das Lehren von bestimmten Hebetechniken zu einer Verminderung von Rückenschmerzen führt.67,96 Darüber hinaus ist es in der aktuellen Zeit schwierig, diesen Zusammenhang in Relation zu sehen, weil die Anzahl an wirklich körperlichen Arbeitsplätzen immer weiter abnimmt, während die Anzahl an Rückenschmerzpatienten weiter steigt. Schweres Heben kann daher nicht als unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung von Rückenschmerzen nachgewiesen werden.36
Mein Beinlängenunterschied ist verantwortlich für meine Rückenschmerzen!
Beinlängenunterschiede werden häufig als Ursache für Rückenschmerzen angeführt. Hierbei ist die Theorie, dass ein Beinlängenunterschied durch einen Beckenschiefstand kompensiert wird und folglich eine asymmetrische Belastung der Wirbelsäule entsteht. Die asymmetrische Belastung würde langfristig zu Änderungen der Bandscheiben führen.23,34,77,82,87
Fakt ist: Unser Körper ist nicht symmetrisch. Beinlängenunterschiede von bis zu einem Zentimeter sind sehr häufig (ca. 65–90 % der Bevölkerung), und Beinlängenunterschiede von bis zu zwei Zentimetern werden als normale, anatomische Variation angesehen.23,68,77,82,87 Mehrere Studien zeigen, dass Beinlängenunterschiede gut vom Körper vertragen werden und keine Ursache von Rückenschmerzen sind.23,34,44,52,68,72,77,82,87
Die schweren Rücksäcke sind schuld!
Auch hierbei wird fälschlicherweise wieder betont, dass der Rücken sehr anfällig sei. Mehrere Studien zeigen, dass das Tragen eines schweren Rucksacks kein Risiko für das Auftreten von Rückenschmerzen darstellt.38,83,101 Die wahrgenommene Belastung durch das Tragen von Rucksäcken hat eine stärkere Beziehung zu Rückenschmerzen als die tatsächliche Belastung. Unser Rücken wird durch Belastung stärker, und diese Belastung ist gut für die Gesundheit von Muskeln, Knochen, Sehnen, Bandscheiben etc.38,83,101
Die Frage ist, ob in der heutigen Zeit die Belastung in Form des Tragens eines Rucksacks oder die Unterbelastbarkeit der Kinder durch Inaktivität, Übergewicht etc. gesundheitliche Probleme bei Kindern verursacht.
Die Beweglichkeit / Blockade meines ISGs verursacht meine Rückenschmerzen!
Ein weiterer Mythos ist, dass die fehlende Beweglichkeit oder eine Blockade des Kreuz-Darmbein-Gelenks/Iliosakralgelenks (ISG) schuld an Rückenschmerzen seien. Das ISG besitzt jedoch keinen großen Bewegungsspielraum (ohne Gewichtsbelastung maximal 2° bis 3,5° und bei Belastung durchschnittlich 0,2°).32,54,86 Aufgrund dieser geringen Beweglichkeit stellt sich die Frage, ob eine verminderte Beweglichkeit des Iliosakralgelenks überhaupt Schmerzen verursachen kann.
Zusätzlich besteht die Aufgabe des Iliosakralgelenks nicht in der Bewegung, sondern in der Weiterleitung des Körpergewichts an die Beine; es funktioniert also wie ein Keil, der die Kompressionskräfte des Körpers weiterleitet.54 Es gibt ebenfalls keine Studie, die zeigt, dass durch eine Manipulation bzw. ein Einrenken die Position des ISG verändert werden konnte.94 Allerdings kann die Kraftübertragung des Beckens verbessert werden, indem die Beckenstabilität mittels Krafttraining erhöht wird.54
Mein Wirbel muss wieder eingerenkt werden.
Viele Patienten sind der Meinung, dass man bei Rückenschmerzen einen oder mehrere Wirbel wieder „einrenken“ muss (in der Fachsprache auch Gelenkmanipulation genannt), um Beschwerden zu lindern. Oft wird dabei gedacht, dass das Einrenken und das damit verbundene Knacken zu einer Verschiebung der Wirbel führt. Obwohl eine Manipulation kurzfristig zu einer Schmerzerleichterung und Verbesserung der Beweglichkeit führen kann, hat dies definitiv nicht damit zu tun, dass sich einer oder mehrere Wirbel verschoben haben und sich wieder in der richtigen Position befinden.
Um endgültig herauszufinden, was das Knacken verursacht, haben Forscher das Knackgeräusch unter einem Live-MRT untersucht.43 Vereinfacht erklärt, kommt es zu folgender Situation:
-
Zwei Flächen haften aneinander in einem flüssigkeitsgefüllten Raum.
-
Werden beide Flächen voneinander entfernt, widerstehen sie initial diesem Zug.
-
Ab einem gewissen Schlüsselpunkt kommt es zur Überwindung des Widerstands und einer sehr schnellen Entfernung der Flächen voneinander.
-
Dadurch entsteht ein Unterdruck, der die Löslichkeit des Gases reduziert und zur Entstehung von Gasblasen führt.
-
Sobald keine Zugkraft mehr wirkt, steigt der Gelenkinnendruck wieder, und das Gas geht zurück in die Lösung, ohne zu zerplatzen.
Das Video hier unten erklärt den Knack-Mechanismus etwas ausführlicher. Es ist zwar auf Englisch, man kann aber deutsche Untertitel einstellen. Rechts unten kann man auf „Untertitel“ klicken, und wenn man daneben auf „Einstellungen“ klickt, kann man die Sprache einstellen.
OPERATION? JA ODER NEIN?
WAS KÖNNEN SIE ALS PATIENT ODER ARZT BEI/VON UNS ERWARTEN?
Wie bei jedem unserer (neuen) Patienten erwartet Sie zu Beginn der ersten Therapiesitzung ein ausführliches Anamnesegespräch mit einem unserer Therapeuten, um für die Therapie relevante Informationen zu evaluieren. Danach wird eine gründliche Untersuchung durch den Therapeuten vorgenommen, um den aktuellen Rehabilitationsstand genauestens festlegen zu können. Darüber hinaus werden Risikofaktoren identifiziert und wir werden nach klinischen Zeichen und Symptomen fragen, die möglicherweise auf eine spezifische Rückenerkrankung hindeuten können. Diese klinischen Zeichen und Symptome nennen wir auch „Red Flags“ und beinhalten u. a. die medizinische Vorgeschichte, Blasen-/Darmsymptome, motorische Schwäche oder Empfindungsstörungen im Beinbereich, Fieber und/oder nächtliche Schweißausbrüche, unerklärlicher Gewichtsverlust etc. Sollte anhand des Anamnesegesprächs oder während der körperlichen Untersuchung der Verdacht bestehen, dass eine oder mehrere Red Flags vorliegen, werden wir Sie an den behandelnden Arzt zurückverweisen. Wie bereits erwähnt, ist dies jedoch nur in den wenigsten Fällen der Fall.
Es wird gemeinsam mit dem Patienten ein individuelles Anforderungsprofil erstellt, das speziell auf die täglichen Anforderungen im Leben des Patienten abgestimmt ist. Ziel ist es, einen klar objektiv definierten IST-Standpunkt zu gestalten und mittels erster Planungen den zu erreichenden Soll-Zustand zu formulieren. Dieser Weg wird durch den Transfer der Therapie erfolgen und laufend neu motorisiert und evaluiert, um zu jedem Zeitpunkt über den aktuellen Leistungszustand des Patienten informiert zu sein.
Um diese Art der Methodik noch effizienter zu gestalten und das volle Potenzial aus der Behandlung schöpfen zu können, bieten wir Ihnen optional die Möglichkeit der erweiterten Therapiezeit an. Ziel dieser Zusatzleistung ist es, unser Behandlungspotenzial voll auszuschöpfen, eine qualitativ hochwertige Therapie zu garantieren und damit das Therapieergebnis zu optimieren. Durch das erweiterte Konzept können unsere Therapeuten deshalb noch effizienter am Therapieprozess arbeiten.
UNSER VORGEHENSWEISE BEI RÜCKENSCHMERZEN
Wie Sie mittlerweile vernommen haben, sind Rückenschmerzen von vielen verschiedenen Faktoren abhängig und treten sehr häufig auf. Ebenso komplex gestaltet sich die Behandlung von Rückenschmerzen. Diese Information sollte Sie absolut nicht verunsichern, sie verdeutlicht aber noch einmal, dass es keine Standardbehandlung bei Rückenschmerzen gibt.
Unterstützt von nationalen und internationalen wissenschaftlichen Leitlinien legen wir für die Behandlung von Rückenschmerzen den Fokus auf eine aktive Therapie, wobei (regelmäßige) körperliche Aktivität und Verhaltensanpassung im Vordergrund stehen.15,13,14,16,37,42,47,65,76,88,92 Durch die Anwendung dieser Hauptmaßnahmen können Sie als Patient Ihre Gesundheit selbständig unterstützen und präventiv mitwirken.5,14,28,64,65,73,76
Insbesondere die Maßnahme der Patientenedukation mittels Erklärung und Beratung sehen wir als sehr wichtig an.13,14,37,47,65,73,76,88 Hierfür nehmen wir uns während des Behandlungsverlaufs viel Zeit. Unter anderem zu diesem Zweck haben wir diese Seite entwickelt, um Sie noch besser informieren und beraten zu können.
Als ergänzende Maßnahme zur aktiven Therapie können bei Bedarf Techniken aus der manuellen Therapie (bekannte Beispiele hierzu sind Mobilisationen oder Manipulationen der Wirbelsäule) oder Osteopathie hinzugezogen werden.13,14,18,26,29,35,37,47,55,57,65,73,76,88,92 Hier sei aber erwähnt, dass es sich bei diesen Behandlungsmethoden lediglich um ergänzende Maßnahmen handelt. Meistens wird die Voraussetzung für eine aktive Therapie geschaffen.
Sowohl die Wissenschaft als auch unsere Erfahrung zeigen, dass eine (dauerhafte) Umsetzung von passiven Behandlungsmethoden bei Rückenschmerzen kurzfristig Schmerzen reduzieren und/oder die Beweglichkeit verbessern kann, dies jedoch langfristig meistens nicht der Fall ist.13,14,16,18,37,47,57,65,73,92 Dies führt oft dazu, dass Patienten berichten, dass es in den ersten Tagen nach der Behandlung besser geht, danach aber die Beschwerden zunehmen und die nächste Behandlung wieder gebraucht wird. Somit kann eine Abhängigkeit vom Therapeuten entstehen. Dieses Problem hat man bei einer aktiven Behandlung nicht, weil 1) die Effekte der Behandlung generell länger anhalten und 2) der Patient in der Lage ist, diese Art der Behandlung selbständig außerhalb der Therapie weiterzuführen.13,28,37,47,51,57,64,65,73,76,81
Eine Massage wird bei uns nicht oft (als ergänzende Maßnahme) durchgeführt, da die Wissenschaft in den letzten Jahren gezeigt hat, dass eine Massage bei Rückenschmerzen nicht so wirksam ist, wie früher angenommen wurde. Dies wird unterstützt von nationalen und internationalen wissenschaftlichen Leitlinien, die sogar von einer Massagetherapie bei Rückenschmerzen abraten.13,14,37,47,57,65,73,76,81
PARADIGMENWECHSEL IN DER BEHANDLUNG VON RÜCKENSCHMERZEN
Wie Ihnen vielleicht bereits aufgefallen ist, gehen wir in der Physiotherapie mit Rückenschmerzen etwas anders um, als man es vielleicht von Physiotherapeuten gewohnt ist. Viele Patienten mit Rückenschmerzen denken, sobald sie eine Verordnung für Physiotherapie haben, dass sie 6× Massagetherapie bekommen, auch wenn auf dem Rezept „Krankengymnastik“ steht. Wir streben einen Paradigmenwechsel in der Behandlung von Rückenschmerzen an, und zwar steht bei uns, wie bereits erwähnt, ein aktiver Ansatz im Fokus, statt einer passiven Behandlung.13,16,37,42,51,57.76,81,92
Jetzt fragen Sie sich natürlich, wie ein aktiver Ansatz in der Behandlung von Rückenschmerzen aussieht. Ganz genau können wir diese Frage nicht beantworten, denn Rückenschmerzen sind sehr individuell, und die dadurch erfahrenen Einschränkungen, Schmerzen und Probleme variieren stark. Die aktive Therapie bei Rückenschmerzen wird bei uns oft nach den Leitlinien der International Academy for Sportscience gestaltet. Sobald beurteilt worden ist, ob dieses Konzept für den Patienten geeignet ist, wird eine funktionelle Diagnostik durchgeführt. Während der funktionellen Diagnostik wird deutlich, welche Bewegungen und Aktivitäten schmerzhaft oder eingeschränkt sind und somit verantwortlich für Einschränkungen im Alltag, bei der Arbeit oder beim Sport. Genau diese Bewegungen werden während des weiteren Rehabilitationsverlaufs im schmerzfreien Bewegungsbereich wiederholt, wobei die Belastung in kleinen Schritten graduell erhöht wird. Hiermit wird die sogenannte spezifische Belastbarkeit verbessert: Die schmerzhaften Bewegungen werden mit der Zeit weniger schmerzhaft, weil unser Körper diesen Reiz durch den spezifischen Trainingsprozess und dessen Anpassungen besser vertragen kann. Durch die verbesserte spezifische Belastbarkeit haben wir einen direkten Einfluss auf Schmerzen und Einschränkungen und können diese nachhaltig reduzieren.
LASST UNS ZUSAMMEN DAS BESTE AUS IHRER THERAPIE RAUSHOLEN
Um ein optimales Therapieergebnis zu erreichen, ist eine gegenseitige Kooperation zwischen Therapeuten und Patienten notwendig. Mit dieser Seite möchten wir Ihnen eine ausführliche Übersicht bezüglich der Problematik verschaffen. Trotz der Häufigkeit von Rückenschmerzen gibt es im Allgemeinen eine sehr gute Prognose, wobei sich Rückenschmerzen bei 75–90 % der Patienten verbessern. Wir zeigen Ihnen den Weg und werden Sie während Ihres gesamten Therapieprozesses unterstützen. Wenn Sie sich auf unsere Kompetenz verlassen, kooperieren und Selbstverantwortung zeigen, liegt ein vielversprechendes Ergebnis vor Ihnen.
Bei diesem Blog handelt es sich um eine kostenlose Wissensvermittlung zu den betroffenen Krankheitsbildern. Da sich die Krankheitsbilder trotz klinischer Diagnosen häufig unterschiedlich in ihren Symptomen präsentieren können, bedarf es einer fachgerechten Abklärung. Dadurch kann mit gezielten therapeutischen Maßnahmen an der individuellen Problematik gearbeitet werden.
QUELLENANGABE
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